29. Oktober 2011

Katka (Helena Trestíková) 8,03




Intensive, völlig „ungeschönte“ Langzeitstudie einer jungen drogensüchtigen Frau. Durch diesen Film wird die ganze Tristheit bis Schrecklichkeit einer solchen „Karriere“ hautnah, oft fast unerträglich spürbar. Man darf sich zu Recht fragen, „was es bringt, sich das anzuschauen“ und auch ernsthaft über ethische Grundsatzfragen anhand dieses heftigen Materials reflektieren.

Dennoch ist es zu respektieren, was die Filmemacherin geleistet hat, auch wenn sie vermeintlich bloß filmt, wie sich ein Mensch langsam zu Grunde richtet. Die Hoffnung stirbt zuletzt, das meint man auch bei dem Filmteam zu spüren, das Katka über die Jahre begleitet. Ob so ein Film etwas „bewirken“ kann, bei der Porträtierten selbst oder bei Leuten, die ihn sehen, kann kaum beurteilt werden, selten jedenfalls erhält man einen derart tiefen Einblick in das grauenhafte, trost- und nahezu hoffnungslose Leben auf der Straße.

27. Oktober 2011

Atmen (Karl Markovics) 8,22




Sehr schönes, perfekt konzipiertes Werk des ehemaligen "Kommisar Rex"-Komikers(!), vielleicht fast ein bisschen zu durchkomponiert und formelhaft. Dennoch ist es einer dieser Filme, die so bewundernswert unverkrampft, mit manchmal notwendigem Humor und Gefühl enorm harte Themen (Jugendknast, Tod allgegenwärtig, Heimkind ohne Eltern) behandeln, hier in einer herrlich charmant-morbid-grantlerischen Wiener Art und mit gelassener Grundhaltung. Es ist auch einer dieser Filme, die vor allem von ihrem Hauptdarsteller leben: ein wortkarger, mitgenommener Jugendlicher im ruhig gefilmten Kampf um ein halbwegs normales Leben; da schaut man ihm gerne dabei zu, auch wie er (wieder etwas formelhaft, aber sehr lässig) im zunächst verhassten Berufsrivalen (dem "Kotzbrocken/Sympathler" Georg Friedrich) eine Art Vaterfigur findet, natürlich nicht bevor sie vorher eine Rauferei hatten.

In der Schlußeinstellung übertreibt es Markovics mit der Kameraführung (bis in den Himmel, bis in den Kitsch!), dennoch ist sein Debüt überzeugend und findet durchgängig einen sehr stimmigen Ton: von der nüchternen Darstellung eines Jugendgefängnisses und den mühsamen Schritten in ein erwachsenes Leben über die ergreifende Pflege einer frisch Verstorbenen bis zu bitteren und dennoch möglicherweise befreienden Auseinandersetzungen mit der eigenen Vergangenheit.

25. Oktober 2011

Les amours imaginaires (Xavier Dolan) 6,68




Anfangs ist das Stylorama nur oberflächlich, hohl, platt und nervig, doch mit der Zeit bekommt Dolan Herzensbrecher in den Griff und vermag es, mit ähnlichen Mitteln wie schon bei J'ai tué ma mère (vor allem toller Montage, überlebensgroßen Emotionen und eigen- bzw. feinsinnigem Humor) zu unterhalten. Dennoch wird die Klasse des Vorgängers hier nicht erreicht, was auch mit der oft mühsamen bis nervigen Pseudocoolness der snobistischen „Künstler“-Charaktere zu tun hat.

Als wohltuender Gegenpol fungiert zum Glück dieses federleichte Changieren zwischen Ironie und Pathos; es scheint schon das Markenzeichen des jungen Filmemachers zu sein, dem verzweifelten Liebeswerben verleiht er vor allem als Darsteller ein Profil.

24. Oktober 2011

La mujer sin cabeza (Lucrecia Martel) 4,20




Ein Film, den viele Kritiker sehr gut bewerteten und der in Reviews echt toll klingt, vor allem wenn man sich Texte nach dem Ansehen durchliest und von Aspekten erfährt, die man anhand des Films so nicht wahrgenommen hat. Doch Die Frau ohne Kopf ist, repräsentativ für zeitgenössisches argentinisches Festivalkino könnte man sagen, dermaßen sperrig gemacht und versteckt seine auf dem Papier anregend klingenden Pointen so sehr, dass er bei mir überhaupt nicht funktionierte.

Es besteht kaum Lust sich noch einmal mit so einem Film zu beschäftigen, ihm nochmal auf den Grund zu gehen, wenn er so langatmig inszeniert ist – auch wenn dies hier nicht ganz konsequent klingen mag: könnte man z.B. einem beeindruckenden Werk wie Caché nicht Ähnliches vorwerfen?

Ist es Martel im Gegensatz zu vielen Kollegen einfach nicht gelungen, den Zuschauer auch mit langsamen Tempo und wenig vordergründig „Passierendem“ zu fesseln oder kann der subjektive Eindruck in diesem Fall die mögliche Qualität des Films nicht erkennen? Ziemlich sicher liegt des Pudels Kern irgendwo dazwischen.

23. Oktober 2011

Dreileben (Petzold, Graf, Hochhäusler)

Das im Vorfeld sehr aufregend klingende Projekt von drei guten Filmemachern aus Deutschland ist schlußendlich wenig begeisternd ausgefallen. Eine Verzahnung der Filme findet kaum statt und auch wenn eine solche wohl auch gar nicht angestrebt war, kann man sich schon fragen, wozu so ein Projekt, wenn es dann in jedem Film ein bis zwei kurze Szenen gibt, in denen Darsteller aus den anderen Filmen auftauchen und das war es dann auch wieder. Dies wirkt dann eher wie eine schlappe Hommage an das, was Tarantino mal in Pulp Fiction gemacht hat, aber von drei intelligenten Regisseuren hätte man sich lange Zeit danach etwas mehr erwartet.

Immerhin passen zumindest Petzolds und Hochhäuslers Film in Stil und vor allem bei der Inszenierung von Natur bzw. dem Wald als eher unheimlichen Ort ganz gut zusammen. Grafs Arbeit, die schwächste der drei, fällt auch hinsichtlich der Motive des Gesamtprojekts wenig gelungen aus.



Etwas Besseres als den Tod (6,08)

Petzold legt weniger einen Thriller oder Krimi, sondern eher eine – im Stil am ehesten an seine Werke Gespenster oder Yella erinnernde, leicht „gespenstische“ – Lovestory vor. Der junge Krankenpfleger, der sich in eine Ausländerin mit wilder Lebensart verknallt: das ist in seiner schicksalhaft-poetischen Art eine Weile fein, doch auf Dauer flaut es eher ab, die zweimal eingestreuten Veweise auf die folgenden Filme sind wie schon erwähnt nicht mehr als ein Augenzwinkern..

Der Film erhält gegen Ende dann noch einen tatsächlich mal recht gelungenen Twist, den man nie erwartet hätte – vermutlich einfach nur, weil einen die Story schon etwas eingelullt hat, bzw. weil das sich ständig beieinander wegen eher blöden Aktionen entschuldigende Liebespaar langsam ein wenig auf den Senkel geht. Petzold reißt aber zumindest am Ende das Ruder wieder herum, sodass ein insgesamt positiver Gesamteindruck zurückbleibt. Der Film reiht sich aber so gesehen auch ein wenig in seine Filmografie ein, weil er manchmal – neben genial dichten Geschichten wie Wolfsburg – fast zu entrückt und in sich selbst versponnen inszeniert; die „Cry me a river“-Szenen alleine zeugen jedoch auch von einer großen Meisterschaft. Leider insgesamt dennoch kein meisterlicher Film.


Komm mir nicht nach (4,30)

Alles was Graf stilistisch ausmacht, ist auch hier drin, aber wenn inhaltlich so wenig rauskommt, ist das auch wenig wert. Dies dürfte einer seiner schwächsten Filme sein, gerade auch wegen der ungenügenden Einordnung in den Überbau "Dreileben"-Projekt, welches sich immer mehr als müde herauskristallisiert.

Das Freundinnendrama um ein Liebesgeheimnis ist auch sehr lasch; lange wartet und wartet man, dass etwas Spannendes passiert und etwas Drive hinein kommt, doch Graf ist hier trotz Bemühungen, Intensität und unwohliges Knistern zu erzeugen, leider genau das passiert, was er bei Landsmännern oft anprangert: ein ziemlich ödes Werk.


Eine Minute Dunkel (6,05)

Hochhäusler ist durch seinen fabelhaften Falscher Bekenner (und auch durch seinen Blog, in dem er sich stets intelligent mit dem Medium Film auseinandersetzt) ein echter Hoffnungsträger. Doch auch sein Werk im "Dreileben"-Universum fällt nicht allzu großartig aus. Sehr ambitioniert zwar seine Inszenierung und der flüsternde Mörder(?) im Wald hat was, doch auch hier gilt Ähnliches wie schon bei den zwei anderen Filmen: Über 90 Minuten wird es etwas öde.



Vielleicht hätte aus diesem Grunde sogar ein (gemeinsamer) 120- oder 150-Minüter anstatt von langwierigen 270 besser funktioniert, auch wenn mir nicht in den Sinn kommt, die Arbeitsweise und die Vision der drei Regisseure zu hinterfragen. "Dreileben" wird aber nicht als genial (umgesetzt)es Konzept in die Filmgeschichte eingehen, sondern eher als Nebenkapitel im (groß-)teils sehr tollen Werk von Petzold, Graf und Hochhäusler.

17. Oktober 2011

The Guard (John Michael McDonagh) 7,49




Schräger Brit-Gangster bzw. Buddy-Copfilm, bei dem die harsch-knurrige Art des von Brendan Gleeson dargestellten Polizisten anfangs gelinde ausgedrückt gewöhnungsbdeürftig, bald aber doch ziemlich lustig ist. Gleeson als provinziell-reaktionäres, im Kern vermutlich eh nobles und gerissenes "Arschloch" ist toll, die Chemie mit dem "gebildeten Vorzeige-Gentleman-Ermittler" Cheadle stimmt auch - vor allem als sie am Ende zusammen endlich richtig aufräumen (Guard goes John Wayne?), macht das Spaß.

Die (manchmal sehr ambitionierte) Inszenierung des Bruders vom In Bruges-Regisseur (der dort ebenfalls Gleeson besetzt hatte) ist bewusst „schief“ gehalten, baut aber gleichzeitig viel lokales Flair ein, filmische oder auch literarische Vorbilder sind stets präsent. Minimal trübt das böse, mild unkonventionelle Vergnügen, dass doch viele bekannte Elemente von verschiedenen Vorbildern (vor allem des britischen Gangsterkinos, ob ernst oder heiter) aufgewärmt werden.

16. Oktober 2011

Interludium - Bakshi, Miyazaki, Scorsese

Fritz the Cat (1972) 8,03

Im legendären „Zeichentrick mit dem fickenden Kater“ liegt der Schwerpunkt gar nicht so sehr auf Sex, sondern eher auf sehr wilden, subversiven (politischen) Derbheiten. Bakshi, dessen Film nach der Vorlage von Robert Crumb oft selbst auf Droge scheint, überschreitet lustvoll alle vorstellbaren Grenzen des guten Geschmacks, der politischen Korrektheit und der Gewalt, was nicht immer nur einfach lustig, sondern manchmal gleichzeitig auch bitter, hart und anklagend kommt.


Tonari no Totoro/Mein Nachbar Totoro (1988) 8,05

Auch beim zweiten Mal kann es wiederum überraschen wie ruhig und gar höhepunktsarm dieses (Kult-)Werk - auch im Vergleich zu anderen Miyazakis - eigentlich ist; auch herrscht hier nicht die größte Komplexität. Dennoch so schön, so liebevoll, so knuddelig gestaltet und auch durch die stets vorherrschende Dramatik einer möglicherweise sehr ernsten Krankheit der Mutter alles andere als „simpel“.


Boxcar Bertha (1972) 7,85

Verspielte, auch typisch für den Meister sehr brutal gesprenkelte Outlaw-Ballade, in der die Vorliebe für (älteres) Kino immer wieder durchscheint. Auch die später noch ausgefeiltere Klasse und der Stil Scorseses sind schon deutlich ausgeprägt. Das inhaltlich mit Bonnie and Clyde verwandte Widerstands-Epos (dt.: Die Faust der Rebellen) ist kein herausragender, aber einer von vielen eindrucksvoll wilden amerikanischen 70er Jahre-Filmen (s.o.).

14. Oktober 2011

Tsumetai nettaigyo (Sion Sono) 7,92




Nach dem ultraexzessiven Ai no mukidashi/"Love Exposure" ist Sonos Nachfolger oft fast wie ein gewöhnliches Thrillerdrama inszeniert, nämlich stilistisch wesentlich ruhiger und klassizistischer, aber mit einigen (filmtypisch japanischen) grotesken, bisweilen regelrecht kindisch anmutenden Schrägheiten gespickt.

Als Studie über männliche Machtkämpfe und fast schon erzwungenes Gewalt-Lernen sowie als Allegorie auf eine beinharte Geschäftswelt funktioniert Cold Fish ziemlich gut, gerät dabei mit Fortdauer gar ein wenig langatmig, eher er gegen Ende Züge eines (durch ständige Unterdrückung und Zwänge forcierten) „Japanese Psycho“ annimmt und konsequent und glitschig wie selten gesehen in (verstörend-beklemmendem) körperdekonstruktivistischem Radikalismus gipfelt. Leider hat Sono den Film um ca. eine (sehr blöde) Minute bzw. einen (sehr blöden) Satz zu lange gemacht, was zwar schade ist, den sehenswert-schaurigen Großteil des ultrakühlen (und damit ein wenig auch an die Radikalität von Kubrick erinnernden) Films jedoch retrospektiv nicht sonderlich zerstört.

10. Oktober 2011

The Woman (Lucky McKee) 8,23




Kein reiner Terror- oder Horrorfilm, sondern eher eine schräge, böse Satire über männliche Gewalt gegen Frauen bzw. die schockierend-pervertierte Unzivilisiertheit zivilisierter Menschen, die „Tiere“ zu Menschen erziehen wollen. Aus dieser fiesen Prämisse macht Lucky McKee einen vor allem auf der Tonspur oft meisterlichen, argen Film, bei dem ein Gefühl von Spaß insofern nicht Überhand nehmen kann, weil der Hintergrund des brutalen Soziopathen-Anwalts (als „funktionierendes Mitglied" der zivilisierten Gesellschaft) mit krankhaftem Macht- und Gerechtigkeitssinn sehr bitter ist. Dass manche trotzdem an heftig unguten Stellen lachen, könnte manchmal besorgniserregend sein, manchmal kann man auch während dem betroffenen Schlucken ob der gezeigten Gewalt gar nicht anders als zugleich auch blöd grinsen: Torpedierung der moralischen Sinne.

The Woman ist jedenfalls eine, auch dank der unbekannten, radikal agierenden Darsteller sehr intensiv funktionierende, denkbar weit von jeglichem Mainstream entfernte Mixtur aus Elementen von Stoffen wie American Psycho oder Hostel, gemixt mit einem ausgeprägten Regiesinn für Humor und Beklemmung. Und ziemlich cool (im Sinne von kathartisch beuschelig) ist er vor allem dann mit diesem wahnwitzig-rasenden Ende auch noch.

8. Oktober 2011

Whores' Glory (Michael Glawogger) 8,47




Michael Glawogger ist der Held des gegenwärtigen vielseitigen und dabei stets hochklassigen Filmschaffens. Mühelos pendelt er zwischen fiktiven und dokumentarischen Werken, beherrscht die hintersinnige bis groteske Komik ebenso wie die poetische Realitätsbeschreibung. Vor allem gelingt es ihm, (auch moralbezogene) Ambivalenzen des Lebens zu behandeln und wo könnte so etwas interessanter sein als in einem Film über Prostitution: ein explizit betitelter Hurenfilm, was schon von Beginn an Anrüchigkeit, Aufregung und auch die Abhandlung möglicher Ausbeutung verspricht.

Der Filmemacher vereint die vielen Aspekte dieses Themas, in dem er drei unterschiedliche Orte des Rotlichtmilieus auf verschiedenen Kontinenten erkundet: da schwelgt die Kamera schon auch mal bei den (teilweise) attraktiven Frauen, die Prostituierten jeden Alters kommen ausreichend zu Wort genauso wie die Freier und die Chefebene: wie aufgelegt ist das oft enorm skurril, doch manchmal erlaubt Glawogger auch schrecklich traurige Momente; am subjektiv schlimmsten sind hier die Eindrücke aus Bangladesch; einerseits ist gerade hier der Anteil an sehr jungen Frauen, für die das Puff als einziger Weg aus der noch schlimmeren Armut und dem Leben auf der Straße scheint, am höchsten, doch ebenso wird deutlich, dass der Gang ins Rotlichtviertel für viele Männer kein Akt der Ausbeutung, sondern etwas Alltägliches, etwas Essenzielles ihres Lebens ist. Glawogger klärte in einem Interview auf, dass das Rotlichtviertel für viele Jugendliche – eben auch für die Mädchen – die einzige Möglichkeit sei, ihre Sexualität auszuleben; auch das filmische Aussparen solcher Hintergründe kennzeichnet übrigens die Arbeit des Regisseurs.

Leider ist ausgerechnet die letzte Episode, die in einer ziemlich heruntergekommenen Region Mexikos angesiedelt ist, auch ein bisschen die magerste und der Film klingt weniger spannend aus als er vorher schon war, inklusive sehr inszeniert anmutendem „Nicht kommen-Akt“. Doch so ist Glawogger, er spielt auch gern, er versieht seine melancholischen Milieustudien auch gern mit einem Augenzwinkern. Und ganz am Ende klingt der Film dann plötzlich noch mit einer extrem bitteren Szene aus: bei all seinem Sinn für Humor scheut dieser Ausnahmeregisseur nie vor dem tiefen Blick in Abgründe zurück.

1. Oktober 2011

The Three Musketeers (Paul W.S. Anderson) 7,06




Spaßig-trashiges Augenzwinkern-Spektakel. Der "B-"Anderson (der bereits tatsächlich so etwas wie eine eigene 3D Handschrift hat) schwelgt oft in eleganten Bildern und coolen Kamerafahrten - er tobt sich kunst-freiheitlich aus, bringt seine Ultra-Beschleunigungszeitlupe und Ehegattin Milla von den zuletzt erfreulich coolen Zombies ins Mittelalter mit, und liefert zwar kein euphorisierendes, aber ein immerhin (vor allem abseits von jeglichem Tiefgang) relativ funktionierendes Vergnügen ab.

Wie sieht hier eigentlich das Herz des bereits zigmal filmisch aufbereiteten Dumas-Romans, nämlich die Darstellung der Charaktere aus? Nicht ganz überzeugend. Die Musketiere sind ja per se schon ganz cool, bleiben in dieser Umsetzung aber alle eher blaß; am gewitztesten sind noch die Nebenfiguren und der junge, halbwegs cool-babyfacige D'Artagnan. Als der kindlich-tuntige König das erste Mal einspaziert, kann man schon das Schlimmste befürchten, doch die Figur ist eigentlich ganz nett gezeichnet. Waltz ist völlig verschenkt, Bloom als modisch-eingebildeter Brite ganz okay, der festere Komik-Sidekick überflüssig bis peinlich.

Was diese neueste Musketiere-Version dennoch sehenswert macht, sind so lässige Ideen wie die fetten Zeppeline, und ähnliche 'Over-the-Top'-Spielereien. Wie Anderson hier auf Traditionalismus pfeift, macht schon Spaß, weil es auch so offensiv sinnfrei und überzogen ist. Es gibt aber freilich auch enorm blöde Elemente wie Millas Tanz-Sprünge durch Sicherheits-„Laser“ oder ihr Überleben am Ende; wobei dies schon so jenseitig ist, dass alles schon egal ist. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wird der Film durch solche kleineren Schwachsinnigkeiten jedenfalls nicht.

"Die drei Musketiere" aus dem Jahr 2011 ist kein großer Hit und man kann ihn stellvertretend für eine Art von (3D)-Kino-Mainstreamproduktionen sehen, die eigentlich gar nicht gut genug sind, um dafür den mit Kosten verbundenen Weg ins Lichtspielhaus anzutreten bzw. ernsthaft zu empfehlen – die aber umgekehrt einzig im Kino ihre größten Stärken ausspielen und die Mängel noch am ehesten vergessen machen können. Ein kleines Dilemma dieser „netten“, nicht charmefreien Unterhaltungsfilme, die ihren Zweck kurzfristig erfüllen, darüber hinaus aber nichts bieten.