27. Februar 2010

Sukiyaki Western Django (Takashi Miike) 2,80




Ich freue mich ja auf jeden Film von Miike und selbst den schwächsten gesehenen Werken wie Full Metal Yakuza und zuletzt Crows Zero konnte ich noch durchaus Positives abgewinnen. Leider ist Sukiyaki nun der erste komplett verhunzte mir bekannte Film des exzentrischen Japaners.

Der Vergleich zu Crows Zero drängt sich auch gleich auf, ist doch hier wie da der Film von einer Unmenge von supercoolen Typen vollgestopft und es geht in erster Linie um zwei verfeindete Clans, die sich bekämpfen.

Bei Sukiyaki Western Django (schon der Titel ist mehr dämlich als sonstwas) ist aber bereits der Beginn viel zu überladen mit lauter Charakteren, deren Stilisierung auf extravagant in dem Fall einfach nur anödet. Vermutlich gab es in den letzten zehn Jahren (zu einem Großteil eben in Miikes Filmen) schon zuviele durchgeknallt-abgedrehte „bunte Hunde“-Japaner zu sehen und irgendwann ist dann auch wieder gut. Und dann wird die Geschichte auch noch sehr komplex ausgebreitet bzw. erzählt, aber wenn ein Film es gar nicht schafft, beim Zuschauer für diese Geschichte und die Figuren Interesse oder Gefühle zu wecken und sich keine Faszination einstellt, dann vergeht jenem auch die Lust, sich anzustrengen und den komplexen Verstrickungen zu folgen…

Während bei Crows Zero (5,55 Punkte) die Gestaltung des Schauplatzes Schule als fast apokalyptisch, zumindest comichaft wirkend noch großteils ein Gefühl der Originalität vermitteln und somit die Überlänge des Films und die vielen mäßigen Passagen übertünchen konnte, muß man bei dem Westernsetting von Sukiyaki mit seinen überdrehten Charakteren eigentlich ständig denken: Das erinnert jetzt aber an Leone, Peckinpah, Corbucci, usw.. oder den wunderbaren Sasanatieng oder einfach nur den hohlen, aber spaßigen Raimi, die es alle geschafft haben, auf unterschiedliche Art, fantastische bis wenigstens brav unterhaltsame Filme auf die Beine zu stellen. Und nach denen sehnt man sich dann halt, während der total uninteressante “War of the Roses” mit seiner Vielzahl an platten Figuren auf dem Bildschirm seine Wannabe-superschrägen Kapriolen schlägt.

In einem der jenseits von gut liegenden Gastauftritte von Quentin Tarantino weist jener eine Frau zurecht, sie habe zuviel Zucker in das Sukiyaki gegeben. Dass diese Szene sich leider auch perfekt als Metapher für den mit klebrig-nervigen Zutaten ermüdend überwürzten und dadurch so gar nicht schmackhaften Film eignet, dürfte aber niemandem aufgefallen sein.

Vielleicht kann sich ja der eine oder andere von diesem Quatsch ganz gut unterhalten lassen, kann sein, dass mir das vor ein paar Jahren auch noch Spaß gemacht hätte, an diesem Abend und mit der Erfahrung von 11 oft superschrägen Miike Filmen war es mir quasi von Anfang bis Ende zu blöd und zu sinnlos. Und vor allem, eben bei weitem nicht so wirklich abgedreht, ausgefallen und faszinierend, wie es der Filmemacher in seiner Laufbahn schon öfter hinbekommen hat. Das Gute jedoch ist: der nächste Miike wird garantiert wieder komplett anders sein und damit vielleicht ja auch wieder erfreulicher als dieser Western-Quark.

9to5 - Days in Porn (Jens Hoffmann) 7,79



Doku über die gewaltige Pornoindustrie bzw. genauer das “Porn Valley” in Kalifornien aus einer ziemlich wohlwollenden Perspektive. Hoffmann stellt vor allem Personenporträts von angesagten Darstellern und Regisseuren in den Vordergrund, sein Film schneidet jedoch während der fast 2 Stunden Laufzeit viele Aspekte des gewaltigen Themas Pornographie und Gesellschaft an, denen man wahrscheinlich jeweils auch einen kompletten eigenen Film widmen könnte.

9to5 zeigt (wenn auch verhältnismäßig gering) die Schattenseiten des Mega-Business, jedoch andererseits auch starke, reflektierte Frauen; zufriedene Menschen wie du und ich; Außenseiter der Gesellschaft, die in diesem eigenen Universum ihren Lebensunterhalt verdienen.

Auch für skurrilen Humor ist gesorgt, durch einen deutschen Regisseur in Prag, der mit privaten und beruflichen Schiwerigkeiten kämpft und in breitestem Dialekt seine Lebensmelancholie sehr freizügig vom Stapel lässt.

Alles in allem ist 9to5 ein vielleicht etwas zu lockerer, aber kurzweiliger Einblick in eine höchst ambivalente, jedenfalls auch sehr faszinierende Szene.

26. Februar 2010

100 Feet (Eric Red) 3,75




Magerer B-Geistergrusel um eine Frau, die ihren Schläger-Ehemann aus Not umgebracht hat und nach einer Gefängnisstrafe noch 1 Jahr auf Bewährung unter Hausarrest (mittels elektronischer Fußfessel) im Ex-Haus steht (so weit, so doof), wo sie alsbald schon vom noch immer sehr gewalttätigen Geist des Toten heimgesucht wird.

Inspirationslos und oft auch billig plakativ wird die Geschichte solide, aber unoriginell heruntergekurbelt. Kurzweilig und relativ gekonnt inszeniert ist das Ganze zwar schon, aber das ist beim ichweißnichtwievielten Geisterfilm der Geschichte auch keine erwähnenswerte Leistung. Ich weiß auch gar nicht mehr, warum ich diesen Film in meine erlesene Watchlist aufgenommen (bzw. zu Ende geschaut) habe; ein 08/15 Videothekenfilm zum Vergessen, wie es viel zu viele gibt, da hilft auch keine Famke Janssen.

The Informant! (Steven Soderbergh) 7,52




Lange Zeit ist der Neue von Tausendsassa Soderbergh nur ein wenig aufregendes, humoristisch angehauchtes Spionagefilmchen, doch es lohnt sich auszuhalten, steckt schließlich doch mehr (Qualität und Unterhaltungspotential) dahinter als die ersten knapp 50, leicht faden Minuten zunächst andeuten.

Letztendlich liefert Soderbergh ein irres Porträt eines Mannes und seiner Geschichte, die, dramatisiert oder nicht, so typisch unglaublich ist, dass sie eben nur wahr sein kann. Vor allem aufgrund des Perspektivenwechsels während des Films ist der Informant für mich dann doch noch zu einem wie eigentlich immer gelungenen Werk des Vielfilmers Soderbergh geworden. Ich war gegen und nach Ende zugleich amüsiert und erschrocken und vor allem auch fasziniert, genau wie zwei der Filmcharaktere: es ist einfach eine gute Story, getragen von einer gekonnten, möglicherweise auch etwas zu souveränen und kühlen (coolen) Inszenierung. Der gewollt heiter klingende, die Geschichte manchmal fast ins Lächerliche ziehende Soundtrack ist vielleicht fehl am Platz und die erste Hälfte wie gesagt ziemlich unaufregend, ansonsten aber ein sich steigender, im Gedächtnis verweilender, sehenswerter Film. Trust me!

Up in the Air (Jason Reitman) 7,70




Ein Porträt eines Vielfliegers, eines Meilensammlers, eines modernen Businessman, der beruflich kühl Entlassungen durchführt und privat mit seinem recht hohl erscheinenden Leben - immer unterwegs, nirgends zuhause, nicht gebunden - eigentlich hochzufrieden ist. Clooney ist in der Rolle des ewigen Junggesellen auf jeden Fall sehr gut besetzt. Der Film entwickelt sich zwar leider in eine eher konventionelle Richtung, aber die öde Straße der Vorhersehbarkeit wird dann doch noch ziemlich gut umfahren.

Up in the Air ist schon ein sehr sympathisches Produkt. Witzige Sprüche, wortgewandte und lebhafte Charaktere, charmante Inszenierung, immer auch mit Empathie für seine Figuren. Vielleicht werden die Themen etwas oberflächlich behandelt, aber Reitmans Film ist nie flach, er lässt die Probleme seiner Figuren sich nie einfach so auf seichte Art in Wohlgefallen auflösen. Und auch Clooneys Figur bleibt ambivalent, sicher kein 08/15 Mainstream-Filmheld, sondern ein Charakter mit positiven sowie auch negativen Eigenschaften. Up in the Air zeigt schlußendlich einen modernen Mann auf der Suche nach seinem Lebenssinn. Das macht er auf nicht allzu tiefgründige, aber auf sehr charmante Art und Weise. Für einen lockeren Unterhaltungsfilm, so wie er sich meist anfühlt und gibt, besitzt Reitmans Juniors neuester Streich jedenfalls doch eine gewisse Portion Substanz.

19. Februar 2010

Sleep furiously (Gideon Koppel) 3,85




Ein beschauliches Dorf in Wales: Das ist das Thema dieses Dokumentarfilms, der leider genauso öde und langweilig ist, wie es das Dorfleben dort auch sein muß.

Regisseur Koppel zeigt uns eine Ansammlung von alltäglicher Belanglosigkeiten, die meisten Dorfbewohner sind etwas schrullig. So what? Alles läuft im Zeitlupentempo ab und die Lethargie überträgt sich auf den Zuschauer, es ist einfach nur ermüdend und nichts weiter.

Leider ist der Regisseur überhaupt nicht daran interessiert, den Landleuten Gedanken oder Gefühle zu ihrem eintönigen und unspektakulären Leben zu entlocken oder irgendeine Art von Tiefgang zu finden oder ihnen mal etwas mehr Screentime als bestenfalls eine knappe Minute zu geben (wie all das Raymond Depardon so meisterlich in seinem wunderbaren La vie moderne geschafft hat), sondern zeigt viel lieber hundertmal gesehene Landschaftsaufnahmen, die mit schräger Musik des generell ja auch sehr tollen Aphex Twin unterlegt werden: Achtung - Kunst! Gähn. Und eben die vielen belanglosen Mono- und Dialoge. Ach wie schrullig. Und die vielen kleinen Tierchen, die es dort gibt. Ist schon wahnsinnig faszinierend, diese durch einen Fernsehschirm zu betrachten.

Die Schafwanderung und manche einzelnen Aufnahmen waren ja für ein paar Sekunden schon ganz nett, am Ende wird schüchtern ein philosophischer Spruch eingeblendet und dann folgt tatsächlich, ausgerechnet zum Fade-Out eine knapp zweiminütige, simple, aber faszinierende Bildcollage. Immerhin.

Aber
Sorry, lieber Mr. Koppel, sorry, liebe Trefeuriger: Ihr und Euer Dorfleben seid für uns Fremde einfach scheißlangweilig.

Tasogare (Shinji Imaoka) 4,85



"Dämmerung" oder "Lebensabend", wie der Film korrekt übersetzt heißen könnte, beginnt recht spaßversprechend als sympathisch verspielter, oft typisch japanisch recht abgedrehter Senioren-Erotikklamauk, um sich dann in der zweiten Hälfte zur relativ zärtlichen Liebesgeschichte zwischen zwei 65-jährigen zu entwickeln. Diese zweite Hälfte kann jedoch vor allem aufgrund des zu doof spielenden männlichen Hauptcharakters kaum wirken, obwohl sie sicher gut gemeint ist. Mein Gefühl sagt mir stark, dass Andreas Dresen sich dem Thema Seniorenliebe/Seniorensex mit dem mir noch unbekannten Wolke 9 angemessener genähert haben dürfte.

Die sehr kuriose letzte Szene ist noch ein ganz netter Abschluß, kindisch-kindlich, etwas naiv, so könnte man dann auch wieder den gesamten Film zusammenfassen: Gewiss recht sympathisch, aber weder berührend, bewegend noch gedankenanregend und blöderweise auch nicht besonders komisch trotz der vielen versuchten Humoreinlagen. Sicher ein seltsamer, unkonventioneller (im pinku Sinne auch recht kurzer) Film, aber leider trotzdem kein empfehlenswerter.

14. Februar 2010

The Imaginarium of Doctor Parnassus (Terry Gilliam) 4,95




Terry Gilliam ist es in seiner Laufbahn schon oft gelungen, faszinierend phantasievolle Filmwelten zu erschaffen. Leider scheint sich dieses Talent in den letzten Jahren immer mehr zu erschöpfen oder vielleicht einfach langsam auszulaufen...

Natürlich litt dieser Film sehr unter dem Tod Heath Ledgers, inwieweit das Drehbuch oder Konzept von 'Parnassus' danach geändert werden musste, weiß ich momentan nicht. Jedoch sind kurioserweise sogar die Passagen, in denen Depp, Law und Farrell Ledgers Figur übernehmen, mit die besten des Films, in dem sonst leider fast nichts funktioniert.

Die erste Stunde zählt jetzt schon zu den ödesten Kinomomenten des Jahres 2010: Während viele Ideen, etwa die Wanderimaginariumstruppe mit dem modernen Stadtleben in Kontrast zu setzen, sehr charmant sind - ein Aspekt, der sich auch durch den gesamten Film zieht, also die grundsätzlich interessanten Ansätze - ist die Umsetzung schlicht und ergreifend nahe an der Katastrophe. Die Konfusion des Zuschauers bezüglich einer "Geschichte", die mit völlig substanzlosen Charaktereinführungen zum Großteil unaufregender bis nerviger (Anton) Charaktere abgelenkt werden soll, tut in ihrer Belanglosigkeit und Zerfasertheit fast schon weh, dazu kommen noch die ziemlich unwitzigen Humoreinlagen (Einschub: synchronisierte Version gesehen).

Zum Glück geht es dann irgendwann doch "mal los", in der zweiten Stunde lässt uns Gilliam nämlich endlich eintauchen in die erhofften Phantasiewelten und die eigentliche Story wird endlich präsentiert. Hier hat 'Parnassus' also dann doch noch einen gewissen Drive, den jeder Film braucht, um interessierte Zuschauer nicht zu verlieren, ganz ähnlich wie die Show der Parnassianer. (Ledgers Anregungen, die Show doch endlich moderner und attraktiver zu machen, mag vielleicht noch ein guter Gag zur schwachen ersten Hälfte des Films sein...)

Doch selbst der Rezeptionsansatz "erste Hälfte pfui, zweite Hälfte hui" geht nicht auf, denn so unterhaltsam diese zweite Stunde dann doch noch geworden ist, bleibt der Film im Rückblick einfach zu konfus, zerfallen und nichtssagend. Die nette Geschichte der Wette mit dem Teufel ist auch keine neue und da der Film als Gesamtes nicht funktioniert, nicht bewegt, nicht fasziniert, muß sich Gilliam, trotz aller Probleme, die mich 'Parnassus' auf jeden Fall mögen lassen wollten, den Vorwurf gefallen lassen, dass ihm sein neues Werk, ähnlich schon wie vor ein paar Jahren The Brothers Grimm, schon wieder ziemlich in die Hose gegangen ist. Schade. Vor allem, weil bei diesem Stoff mit etwas mehr Konzept und Inspiration, vielleicht auch Konzentration auf das Wesentliche, sicher eine höllisch gute Arbeit herauskommen hätte können.

8. Februar 2010

The International (Tom Tykwer) 7,72




Der alte, im weitesten Sinne, Kunstfilm-Haudegen Tom Tykwer (sein bester Film bleibt immer noch sein Debüt) hat einen relativ zurückhaltenden Genrefilm gedreht, einen Politthriller im klassischen Gewand, von der ersten bis zur letzten Szene gekonnt inszeniert und mit einem wieder einmal sehr coolen Helden Clive Owen versehen.

The International ist in erster Linie Thriller-Unterhaltung und das in sehr gelungener Manier. Die wirtschaftspolitische Kritik ist vielleicht etwas wenig elaboriert, aber grundsätzlich sicher keine Schwäche. Tykwer geht da auch auf einem völlig anderen Weg als z.B. Stephen Gaghan vor ein paar Jahren mit dem komplexen Syriana.

Bis etwa 20 Minuten vor dem Ende hat mich Tykwer stets gut an die Geschichte gefesselt, ausgerechnet in der Schlußphase wirkte der Film dann etwas unaufregend bzw. wie sich am Ende die Wege von Salinger und Skarssen kreuzen und die Dinge "lösen", leicht blöd. Aber ansonsten ein sehr vorzüglicher, schnörkellos inszenierter Thriller.

4. Februar 2010

Revolutionary Road (Sam Mendes) 8,4




Zu dieser nun auch schon mehr als ein Jahr alten Verfilmung des berühmten Romans von Richard Yates gibt es im Netz ja bereits genügend Texte, daher kann ich mich kurz fassen:

Mendes, DiCaprio und Winslet gelingt es insgesamt sehr gut, die Leere einer Ehe darzustellen, vor allem im letzten Drittel bieten die zwei Darsteller unglaubliches Können auf und Mendes inszeniert einige Szenen grandios, wie etwa den letzten gemeinsamen Morgen im Film und Winslets Handlung danach. In diesen Momenten herrschte absolute Gänsehaut und der nörgelnde Roman-Film Vergleicher ist somit trotz mancher zuvor fehlender oder nicht adäquat inszenierter Momente zufriedengestellt.

Letztlich ist Zeiten des Aufruhrs ein weiterer Beitrag des klassischen Ehemelodrams, wie es schon einige in der Filmgeschichte gab; die Bitterkeit der Erkenntnis ausgelöschter Liebe und die Tragik der Figuren wurde aber sicher nicht oft so eindringlich visualisiert und gespielt wie in den besten Momenten dieser Yates-Verfilmung. Aber, wenn wir von den Figuren sprechen: die Komplexität der Charaktere aus dem Roman fehlt dem Film leider schon ordentlich, die Abzüge in der Note halten sich aber aufgrund der inszenatorischen und schauspielerischen Qualitäten (die nicht immer passende Musik mal ausgeblendet) in Grenzen.

Revolutionary Road - als Roman Anfang der 60er ein Meilenstein, als Film fast 50 Jahre später aufgrund eines äußerst fähigen Teams mit kleinen Abstrichen immer noch beeindruckend.

2. Februar 2010

The Hangover (Todd Phillips) 7,69




Die ersten 20 Minuten hatte ich große Probleme: Ich fand vor allem die beiden Lead Characters ziemlich unlustig und darüber hinaus noch derb unsympathisch, vor allem den zynischen Sonnyboy. Wäh.

Doch sobald es richtig losgeht, hatte mich The Hangover recht schnell auf seiner Seite. Das anarchische Chaos in der Wohnung zählt definitiv zu den witzigsten Szenen des letzten Jahres. Was dann folgt, ist zwar teilweise, en detail, manchmal zu doof, vor allem ist es ein relativ straighter Männerfilm ohne etwa den gefühlserlaubenden und Geschlechtsstereotype unterlaufenden Humor von hochsympathischen zeitgenössischen Komödien wie etwa I love you, man oder Forgetting Sarah Marshall.

Schläger und Vergewaltiger Mike Tyson als Held, die proletoiden Stripclub-Bilder im Abspann, das sind so die Details, die mir diesen Film von der Ideologie und seinen Werten her nicht gerade sympathisch machen. Gerade weil diese Dinge im Film nie ironisch gebrochen werden, sondern das leider massenkompatible Bild von "echten Kerlen" transportieren.

Dennoch herrscht die meiste Zeit über einfach zuviel Situationskomik, um The Hangover nicht zu mögen. Die gelungene Idee, einen Film über das Scheiße bauen und den anschließenden Filmriss zu drehen, ist das positive Herzstück dieses Klamauks und wird auch richtig schön over the top umgesetzt, da wiegen die kleineren Probleme nicht so schwer, man amüsiert sich ja auch in der Realität auch mal über Leute, die man nicht mag. Alleine die Szene, als der Unsympathler aus der Wüste die Braut anruft ("We've lost Doug!") - die drei(!) Typen und der Wagen im Hintergrund - ist göttlich, eben auch von Phillips großartig in Szene gesetzt.

The Hangover - ganz sicher nicht die lustigste Komödie 09 (you urgently need to watch Contact High and Step Brothers), aber eine angenehm kreative.

1. Februar 2010

District 9 (Neill Blomkamp) 6,32




Einer der Hypefilme 2009 entpuppt sich als eine ziemlich schräge und auch durchwegs recht spannende Mischung aus verschiedenen altbekannten Stil- und Storyelementen, die aber insgesamt gesehen leider nicht besonders gut aufgeht.

Es beginnt wie The Office/Stromberg, gemixt mit der dem Film vorauseilenden "Ghettothematik". In dieser ersten Phase hatte ich zunächst etwas Probleme damit, zu erkennen oder auch zu akzeptieren, dass der Film erstmal eher lustig als sonstwas sein will. Mit Fortdauer gelingt das auch besser, vor allem aber hat mir die extreme Nervosität kurz vor dem deutlich vorauszuahnenden Knall im Alienghetto gefallen.

Danach lenkt Blomkamp sein Werk in einen recht fiesen Experiment-Part...dazu werden Erinnerungen an The Fly immer größer. Nicht immer ideal, wenn man inmitten einer eigentlich recht spannenden Geschichte plötzlich an andere Filme denken muß, aber ok..ist ja nichts Schlimmes passiert.

Danach kommt es zur Flucht, zum gesellschaftlichen Verstoß des Freaks...der Regisseur hat mich vor allem in dieser Phase so im zweiten Drittel des Films überzeugt, als die Geschichte immer wieder durch kleinere, weniger vorhersehbare Aspekte und Sequenzen bereichert wurde.

Leider wird es ausgerechnet zum Ende hin immer schwächer. Die vielleicht etwas zu groß angelegten Actionszenen nehmen die Dramatik etwas raus, auch dass für den weirden Helden, der dann auch eher unspektakulär, sogar etwas gesichtslos verabschiedet wird, plötzlich eine Art Endgegner hochstilisiert wird, hat mir nicht so gefallen.

District 9 ist durchaus sehenswert, weil Blomkamp trotz der beschriebenen Anleihen einen zumeist ziemlich speziell wirkenden Film gedreht hat, der genug Ecken und Kanten hat, um sich unter dem Strich noch auf dem selben "Ganz nett, aber leider nicht begeisternd"-Podest mit den beiden anderen halbgaren "großen" Sci-Fi Action Beiträgen des letzten Jahres, Transformers 2 und Knowing zu postieren. Wobei in meinen Augen jene noch einen minimalen Tick besser ausgefallen sind, weil Bay und Proyas im Gegensatz zu Blomkamp schon deutlich ausgereifter ihre Ideen umsetzen können. Dazu ist der öfter stattfindende Wechsel im Tonfall zwischen ernst-drastisch und gewollter Satire bzw. auflockerndem Humor in meinen Augen einer der Gründe, warum Blomkamps Beitrag etwas ungelenk wirkt.


District 9 hat auch so ein bisschen das Problem, dass der spektakulär angedachte Showdown eigentlich das Uninteressanteste an dem Film ist. Dennoch ist er es durchaus wert, mal gesehen zu werden; einen Hype oder besondere Wertschätzung jedoch nicht.